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Freitag ist Musiktag
(Ausgabe 2024/13)
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Liebe Musikfreund*innen,

natürlich wissen wir, dass heute nicht Freitag ist und ja, wir wissen auch, dass viele von euch diese Woche frei haben und ab morgen in aller Ruhe ein paar Feiertage verbringen. Uns gibt das Gelegenheit, musikalisch auf das erste Quartal des Jahres 2024 zurück zu blicken und euch an dieser Stelle fünf von viel mehr Highlights nochmal zu zeigen. Als wir diese Themen rausgesucht haben, ist uns allerdings aufgefallen, dass wir euch die ganze Zeit Gruff Rhys vorenthalten haben, obwohl Point einen so schönen Text geschrieben hat. Das holen wir jetzt auch nach.

Und dann möchten wir euch einladen, euch anzugucken. Mitte Januar war Sophia hier im Laden, die für eine Arbeit in der Uni ein Kurzportrait von uns drehen wollte. Natürlich haben wir "JA" gesagt und freuen uns jetzt sehr, euch dieses Video jetzt zeigen zu können. Wir finden, es gibt einen sehr schönen Einblick zumindest in einen Teil unserer Arbeit. Vielen herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle an Sophia. Ein kleiner Tipp noch: Wenn ihr kurz vor Schluss an die Stelle mit den Sprechblasen kommt, drückt mal kurz Pause und lest in Ruhe. Das sind eure Stimmen, vielen herzlichen Dank dafür.

beste Grüße und musikalische Ostern
Peter Bongartz mit Peter "Point" Gruner & Christoph Mautz

PS: Natürlich sind wir (oder viel mehr Christoph) am Samstag trotz all dieser Feiertage von 10 - 16 Uhr für euch da.
Gruff Rhys "Sadness Sets Me Free"
Die klugen Songs des Walisers sind genauso einnehmend wie sarkastisch
Gruff Rhys ist ein stiller Exzentriker. Beim oberflächlichen Hören kann einem seine Musik recht unauffällig gefällig erscheinen, wie sie so unbedarft dahintreibt mit ihren angenehmen Melodien und zuckersüßen Streicher-Texturen. Doch begibt man sich tiefer ins Universum des Walisers (der früher mal Sänger der Super Fury Animals war), kann einem schnell schwindelig werden. Denn in Rhys freundlichen Songs lauern Untiefen, seine warme, tiefe, beruhigende Stimme kann tröstlich sein, jedoch auch das Ende aller Tage besingen. „In the nightclub of my mind I'm doing cocaine in the cloakroom“, singt er im Titelsong, und bittet gleich um Erlösung: „Come and set me free from my vain and selfish ways“. Dass es ausgerechnet die Traurigkeit sein soll, die ihm die ersehnte Freiheit von den eigenen Unzulänglichkeiten bescheren soll, ist eine der ironischen Wendungen, die Gruff Rhys Songs so unwiderstehlich machen. Während er sich in „Bad Friend“ mit treffsicherer Selbstironie als lausigen Freund bezeichnet, auf den am Ende eben doch Verlass ist, entrollt er in „On the far side of the dollar“ ein apokalyptisches Klimakatastrophen-Szenario und schiebt mit „They sold my home to build a skyscraper“ gleich ein vor bitterem Sarkasmus triefendes Pamphlet gegen die blinde Idiotie der menschlichen Gier hinterher. Und im butterweichen „Cover up the cover up“ wird mal eben in wenigen Minuten eine völlig neue Gesellschaftsordnung installiert. Die kluge kompositorische Raffinesse und trügerische Ruhe, in die er seine blitzgescheiten Betrachtungen kleidet, erinnert ein wenig an Randy Newman, die einnehmende Eleganz seiner Songs weist ihn als einen der ganz großen zeitgenössischen Songschreiber aus. Zweifellos einer der großen Würfe des noch jungen Jahres.
 
CD: 19,99€
LP: 27,99€
Sadness Sets Me Free
 
 
Tiken Jah Fakoly "Acoustic"
Der westafrikanische Reggae-Star mit einem sanften Afro-Folk-Album
Acoustic
 
 
Tiken Jah Fakoly ist einer der beliebtesten und einflussreichsten Reggae-Musiker Westafrikas. Ein Freidenker und Idealist, der ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit gegen Korruption, Machtmissbrauch und die andauernde Ausbeutung Afrikas durch die Industriestaaten ansingt. Das hat ihm in seiner Heimat Elfenbeinküste freilich nicht nur Freunde eingebracht und so lebt Fakoly seit 2003 im malischen Exil. Wenn er nun ein Album mit akustischen Versionen alter Songs herausbringt, neu arrangiert mit typisch westafrikanischem Instrumentarium wie N'goni, Balafon, Kora, Akustik-Gitarre oder Talking Drum, dann darf man das sicher auch als Bekenntnis zu seinen Wurzeln verstehen. Der für den Reggae typische akzentuierte Off-Beat ist in diesen Versionen oft nur noch als Spuren-Element wahrnehmbar, vielmehr fließen die Songs in entspannter, sanfter Melancholie dahin, wobei die Musik einen willkommenen Kontrast bildet zu den oft explizit politischen französischen Texten und Fakolys rauer, charismatischer Stimme. Und mindestens ein Song dürfte auch jenen bekannt vorkommen, die nicht vertraut sind mit dem Werk des kämpferischen Ivorianers: „Africain à Paris“ ist eine gelungene Adaption des Sting-Klassikers „Englishman in New York“, hier neu interpretiert mit dem Jamaikaner Horace Andy und dem Brasilianer Chico César als Gästen.
 
CD: 19,99€
LP: 34,99€
Renaud Garcia – Fons "Cinematic Double Bass"
Der Kontrabassist hat coole Jazz-Soundtracks zu nicht existenten Filmen aufgenommen
Mit der Filmmusik ist das so eine Sache: Ohne die bewegten Bilder, zu deren emotionaler Aufladung sie geschaffen wurde, klingt sie, abgesehen von den ganz markanten Themen, oft recht beliebig und zusammenhangslos. Was aber, wenn man Musik zu Filmen komponiert, die es gar nicht gibt? Der französische Kontrabassist Renaud Garcia – Fons hat diese geniale Idee auf einer fulminanten Doppel-CD in die Tat umgesetzt. Unterstützt vom Schlagzeuger und Vibraphonisten Stephan Caracci und seiner Tochter, der Sängerin Solea Garcia – Fons spielte der Meister satte 44 Titel ein, aufgrund der Pandemie nicht wie gewohnt live, sondern im Overdub-Verfahren. CD eins versammelt unter dem Titel „In a jazz mood“ eher dunkle, coole Songs, die hörbar den Film-Noir-Soundtracks der 1940er und 50er Jahren nachempfunden sind, auf CD 2, „In a spirit of travel“ geht es etwas leichter und weltmusikalischer zu. Gemeinsam ist allen Stücken eine fingerschnippende Beiläufigkeit, kombiniert mit einer enormen Breite an stimmungsvollen Melodien und Themen, die (um mal ein Klischee zu bemühen) das Kopfkino mühelos in Gang setzen. Im Zentrum steht dabei immer Renaud Garcia – Fons' Kontrabass, der mal gezupft, mal gestrichen, mal singend, mal perkussiv, das Geschehen bestimmt, ohne sich aufzudrängen. Extrem abwechslungsreicher Jazz von nobler Lässigkeit und einem unwiderstehlichem Vintage-Vibe.
 
CD: 24,99€
Cinematic Double Bass
 
 
Kula Shaker "Natural Magick"
Der Indian-Psychedelic-Britpop des Quartetts ist noch immer eine Vitaminspritze
Natural Magick
 
 
Erst im Juni 2022 hatten Kula Shaker ein Album mit dem sperrigen Titel „First Congregational Church of Eternal Love and Free Hugs“ herausgebracht, nun lassen sie mit „Natural Magick“ schon den nächsten Streich folgen. Für die Briten, die ihre Platten bisher eher im Sechs- bis Acht-Jahre-Rhythmus veröffentlicht haben, ist das ein außerordentliches Arbeitspensum. Dabei ist „Natural Magick“ ein Rockalbum von erstaunlicher Frische und Kreativität. Mit dem Kinks-Gedächtnis-Riff von „Gaslighting“ ist man auch schon voll drin im ewigen Swinging London der Sechziger Jahre, welches hier freilich mit modernsten Mitteln reanimiert wird. Die Einflüsse indischer Musik, seit den 1990er Jahren das Alleinstellungsmerkmal der Britpopper, tauchen auch heute noch in mehr oder weniger deutlichen Spurenelementen auf, wie etwa im extrem tanzbaren „Indian Record Player“ oder dem lustigen Indian-Rumba-meets-Texmex-Experiment „Chura Liya (You Stole My Heart)“ mit Gastsängerin Laboni Barua. Dabei klingt bei Sänger/Gitarrist Crispian Mills stimmlich und in seinen oft sarkastischen Gesellschafts-Kommentaren viel mehr Ray Davis durch als Ravi Shankar. Letztlich sind und bleiben Kula Shaker mit ihrem Indian-Psychedelic-Rock ein Musterbeispiele für gelungene Kulturelle Aneignung – ohne die es bekanntlich so etwas wie Kultur überhaupt nicht geben könnte. Wir empfehlen „Natural Magick“ als die extrem kurzweilige, gut gelaunte, Po-wacklende, tanzbare, mitsingbare Packung Spaß, die wir gerade so dringend nötig haben.
 
CD: 19,99€
LP: 27,99€
Last Dinner Party "Prelude To Ecstasy"
Fünf Frauen heben mit bombastischem Indie-Pop mal kurz die Welt aus den Angeln
Keine halben Sachen: „Prelude to Ecstasy“, das Debüt-Album von The Last Dinner Party, ist ein einziges fettes Ausrufezeichen. Dabei hatten die fünf Londoner Musikerinnen nicht viel Zeit um sich warm zu laufen: Gegründet 2021, mitten in der Pandemie, spielten sie ihren ersten Gig im November des selben Jahres, schon ein gutes halbes Jahr später waren sie Vorband der Rolling Stones im Hyde Park. Und schlossen, bevor sie auch nur einen Song veröffentlicht hatten, einen Deal mit dem renommierten Label Island Records ab. Die Firma dürfte den Deal nicht bereuen, haben sie hier doch etwas ganz Besonderes unter Vertrag: Eine reine Frauenband (immer noch selten genug), selbstbewusst, charismatisch und hoch talentiert, mit einem makellosen Debüt-Alben von einer Güte, wie sie bei Erstlingswerken noch immer selten ist. Gleich der Anfang macht klar, dass Frau hier keineswegs vor hat, sich in Bescheidenheit zu üben: Das titelgebende Instrumentalstück ist eine klassische Overtüre mit voller Streicher- und Bläser-Breitseite, schwelgerisch, dramatisch und die perfekte Einstimmung auf das, was folgt. „Burn Alive“ präsentiert dann den erlesenen Bombast-Pop der Last Dinner Party mit ganzer Wucht: „You don't wanna hurt me/ But I want you to/ I'd break off my rib/ To make another you“ singt Leadsängerin Abigail Morris mit der an Wahnsinn grenzenden Leidenschaft einer ganz und gar dem Objekt ihrer Begierde Verfallenen. Freiheit und Abhängigkeit, Lust und Gewalt, Liebe und Hass und die Suche nach der eigenen, nicht nur sexuellen Identität sind die großen Themen dieser im Kollektiv verfassten Songs, die sich nicht weiter um irgendwelche Tabus scheren. Alles hier ist groß gedacht, große Melodien, üppige Arrangements, mehrstimmige Gesänge, wogende Streicher, Queen, David Bowie und Roxy Music lassen grüßen. Und bei all den hitverdächtigen Hooklines meint man auch immer wieder mal eine Indie-Version von Abba zu hören. Nur dass Abba niemals eine Zeile wie „I will fuck you like nothing matters“ gesungen hätten. Früher hätten verklemmte Tugendwächter gefragt, ob Frauen das dürfen. Heute tun sie's einfach mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie Mick Jagger oder Prince. Und das ist verdammt gut so.
 
CD: 19,99€
LP: 32,99€
LP limitiert: Preis auf Anfrage
Prelude To Ecstasy
 
 
Meute "Empor"
Die Tekkno-Marching-Band bläst uns in den Club
Empor
 
 
Ganz lange haben wir hier im Laden noch Papierschnipsel aus der Konfettikanone gefunden. Konfetti als Erinnerung an den Tag als Meute hier den Laden gerockt haben. Sie hatten das prophezeit und gesagt, wir würden jedes mal lächeln und an sie denken. Sie haben Recht behalten, genau wie mit der Aussage, dass sie immer größer und größer werden und dabei immer sympathisch bleiben. Nun ist ihr neues, viertes Studioalbum erschienen und Melange aus konventionellem Brass-Band-Instrumentarium und technoiden Klangwelten bleibt so einzigartig wie faszinierend. Die Marimba gibt alles vor, die Marching Drums verzahnen ineinander und dann – bäm – eine Wand aus Bläsern. Derweil kann der Hintern schon lange nicht mehr anders als wackeln, der Kopf nickt und das Lächeln bleibt im Gesicht bis die letzten Klänge von „Empor“ vorbei sind. Meute bleiben so faszinierend wie einzigartig, ich drück nochmal auf Play und guck mal nach Konfetti.
 
CD: 19,99€
LP: 37,99€
Bongartz. Musik in allen Formaten
Hauptstr. 56
91054 Erlangen
Tel:



USt. ID: DE 261717343

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