Für eine ewig suchende, forschende Künstlerpersönlichkeit wie Mayra Andrade ist es wohl nur logisch, auf ein modernes, mit elektronischen Elementen gespicktes Popalbum ("Manga" von 2019) eine Live-Aufnahme im akustischen Duo-Format folgen zu lassen. "reEncanto", aufgenommen mit dem Gitarristen Djodje Almeida in der Union Chapel in London, ist das erste musikalische Lebenszeichen der kapverdischen Künstlerin nach fünfjähriger Babypause und stellt für sie Rückbesinnung und Neuerfindung in einem dar. Wie der Titel schon andeutet, singt sie die Lieder ihrer zuvor erschienenen Alben hier aus der einsamen Position heraus, aus der sie entstanden sind: Eine Stimme, eine Gitarre, sonst nichts. Und findet dabei zu einer enormen interpretatorischen Freiheit, die ihr enormes Talent als Sängerin erst richtig herausstellt. Andrade versinkt geradezu in ihren Songs und begibt sich mit ihrer leicht angerauten, warmen Stimme durch eine wahre Achterbahn der Gefühle. Sie singt nicht nur, sie haucht, flüstert, jubiliert, schreit und spielt auf ihren Stimmbändern wie auf einem Instrument. Djodje Almeida trägt sie und folgt ihr gleichermaßen aufmerksam und eloquent. So erstrahlen diese melancholisch-kraftvollen, von der kapverdischen Musiktradition genauso wie von Bossa Nova, Fado, westafrikanischer Musik, Pop und Jazz geprägten Lieder in ganz neuer Pracht. Atemberaubend. |