herzlich willkommen in der letzten Sommerausgabe von 'Freitag ist Musiktag' und damit in der vorerst letzten Ausgabe mit Musik-Wiederholungen. Wobei wir mal wieder feststellen durften, dass das die Wiedervorlage nicht die schlechteste Lage ist ;-)
Außer der neuen Musik, die wir euch in dieser Ausgabe vorstellen, gibt es noch eine neue Musik, die wir euch nicht vorenthalten wollen. Sie erscheint nicht als physischer Tonträger und fällt damit total aus unserem Wissens- und auch Wollensbereich. Aber bekanntlich sind (alte) Freundschaften dicker als Geld (jedenfalls erinnere ich mich an ein sehr ähnliches Sprichwort ;-) und wir sprechen immerhin von Moormann. Todde (aka Moormann) hat neue Musik veröffentlicht und ihr könnt sie hier hören und digital kaufen. Tut das und danach freuen wir uns wieder auf euren Besuch in eurem Plattenladen
Und natürlich nicht vergessen: Am 18.9.2024 um 16 Uhr ist DOTA live bei uns zum Plattenladenkonzert!!
beste Grüße und ein musikalisches Wochenende
Peter Bongartz mit Peter "Point" Gruner & Christoph Mautz
Alex Izenberg "Alex Izenberg & The Exiles "
Der warme, spacige Folkrock des US-Amerikaners segelt über Untiefen
Dem hyperbegabten Alex Izenberg aus Los Angeles wurde schon als Teenager eine brillante Rockstar-Karriere prophezeit. Die hat bis jetzt auf sich warten lassen: Den spärlichen Informationen zufolge, die das Internet über den Künstler ausspuckt, sind oder waren es wohl zuvorderst psychische Probleme, welche den genialischen Songschreiber bisher am Durchstarten hinderten. Klingt ganz nach einem klassischen Künstlerdrama á la Nick Drake - und auch die Musik seines titellosen vierten Albums umweht ein bittersüßer Hauch von Drama. „Alex Izenberg & The Exiles“ ist tatsächlich so etwas wie eine „Obscured Odyssee“, eine verdeckte Odyssee, wie einer der Songs heißt, welcher dem Album gut als Namensgeber hätte dienen können. Zeilen wie „Cathedral doors obscured by the absent fear / I took the given grace who became my heart at night“ künden von einer sensiblen, verwundbaren Künstlerseele, die sich nur mit Hilfe von Musik und Poesie einigermaßen in den eigenen Abgründen zurechtfindet. Die Musik ist indes von berückender Schönheit und transportiert Izenbergs ruhige, raunzende Stimme mit der Leichtigkeit eines Segelboots auf windgepeitschter See: Warme Melodien über samtigen Midtempo-Grooves, countryeske Pedal-Steel-Einwürfe gepaart mit sanfter Psychedelica, zirpende Gitarren, schimmerndes E-Piano, mehrstimmige Chöre, Holzbläser und Streicher – Musik, die auf eine verträumte Art lässig klingt und gleichzeitig eine enorme Dringlichkeit vermittelt. Erinnert zeitweise an Bon Iver oder die Fleetfoxes, dann wieder schimmern so gegensätzliche Einflüsse wie Pink Floyd oder Al Green durch. Ob Alex Izenberg damit den Sprung in den Pop-Olymp schafft, darf zumindest angezweifelt werden. In unsere Herzen hat er sich aber allemal gesungen.
Nachdem Marcus King vor zehn Jahren als 18-jähriges Gitarrenwunderkind debütierte, hat er eine ziemlich erstaunliche Entwicklung durchgemacht. Bereits 2020 hat er sich auf „El Dorado“ dem Soul und Country zugewandt, wobei er sich vor allem als exzellenter Sänger profilierte. Seine Rückkehr zum Bluesrock auf „Young Blood“ unter der Regie von Dan Auerbach kontert er nun mit einem Album, das ihn endgültig als großen Soulman etabliert. „Mood Swings“ ist ein Neustart nach einer persönlichen Krise unter dem Eindruck einer neuen Liebe. Kein Wunder also, dass Marcus King hier viel mehr nach Al Green klingt, als nach den Allman Brothers. Die elf neuen Songs leben von meist getragenen, tief im Southern Soul verwurzelten Grooves und großen, ausschweifenden Melodien, in denen King mit offenem Herzen und hingebungsvoller Stimme von Erlösung, Seelenrettung und neuen Perspektiven singt. Star-Produzent Rick Rubin hat dem Album einen auf's Wesentliche fokussierten Sound verpasst, nur gelegentlich kommen Bläser und Backgroundchöre zum Einsatz, meist genügen Schlagzeug (ab und zu auch ein Drumcomputer), Bass, Gitarre und Keyboards, kein Song dauert länger als viereinhalb Minuten. Seine beeindruckenden Fähigkeiten als Gitarrist stellt Marcus King heute ganz bescheiden in den Dienst seiner Songs. Gute Entscheidung.
CD: 19,99€
SwampDogg "Blackgrass: From West Virginia to 125th St"
Der R&B-Exzentriker besinnt sich auf eine seiner wichtigsten Wurzeln
Die Rolle, welche afroamerikanische Musikerinnen und Musiker in der Entwicklung der Country-Musik hatten, wurde unlängst durch Beyoncés aktuelles „Country“-Album neu belebt. Da ist der Verdacht, dass Swamp Dogg für sein spitzbübisch „Blackgrass“ betiteltes Bluegrass-Album die Gunst der Stunde nutzt, nicht ganz von der Hand zu weisen. Doch gemach: In seiner langen, nunmehr gut 60 Jahre währenden Karriere hat sich der heute 81-jährige Exzentriker mehr als einmal mit Country auseinandergesetzt – der gehört genauso zu seiner musikalischen DNA wie Blues, R&B, Funk und Soul. Doch Swamp Dogg wäre nicht Swamp Dogg wenn er sich der reinen Traditionspflege widmen würde. Zwar bewegen sich das temporeiche, humorige „Mess under that dress“ oder der gesungene Lebensratgeber „Ugly man's wife“ noch ganz im Hillbilly-Sound und die Besetzung mit Kontrabass, Fiddle, Banjo, Mandoline und Western-Gitarre bleibt auch auf dem gesamten Album präsent. Doch spätestens ab der Hälfte widmet sich Jerry Williams (so sein bürgerlicher Name) in seinen lebensklugen Songs verstärkt klassischen Soul- und R&B-Mustern. Nur eben in Bluegrass – pardon, Blackgrass-Besetzung gespielt. Bereichert durch Gastsängerinnen wie Margo Price und Jenny Lewis, sowie einer herrlich überdrehten E-Gitarren-Einlage von Living Colours' Vernon Reid, ist Blackgrass eine genauso charmante wie kurzweilige wie unorthodoxe Verbeugung vor einem Genre, welches sich seiner schwarzen Wurzeln immer bewusster wird. Dankenswerterweise.
Max Raabe hat sie wieder aus der Versenkung geholt, die Unterhaltungsmusik der 1930er Jahre, hat den etwas steifen Charme einer Kunstform entstaubt, die nicht ganz zu Unrecht von der aufbegehrenden Nachkriegsjugend mit der unseligsten Zeit der deutschen Geschichte assoziiert wurde. Für junge Menschen wie die Musikerinnen und Musiker von Kaiser Salon Orchester dürfte es hingegen wesentlich einfacher sein, diese ersten deutschen Versuche in Sachen Jazz als das zu sehen, was sie waren: Elegante, nicht selten kunstvolle Tanzmusik, deren pomadige Noblesse in einem ironischen Gegensatz steht zur Naivität der Texte. Die muss man sich bei Kaisers Salonorchester allerdings denken: die 12-köpfige Besetzung präsentiert auf ihrer titellosen Debüt-CD (welche mit dreijähriger Verspätung bei uns im Laden auftaucht, doch das macht die Musik nicht schlechter) sieben Instrumentalversionen von uralten Schlagern, die einst von Stars wie Rudi Schüricke, Heinz Rühmann oder Zarah Leander interpretiert worden sind. Befreit vom quäkigen Volksempfänger-Sound der damaligen Zeit und mit geschmackssicherem Können vorgetragen, erheben sich Gassenhauer wie „Mich hat der Frühling wachgeküsst“, „Wer dich sieht, kleine Frau, hat dich gern“ oder „Ich brech die Herzen der stolzesten Frau'n“ mit Anmut aus dem Staub der Geschichte – und klingen doch immer irgendwie verdammt putzig. Wer Kaisers Salon Orchester live erleben möchte, hat dazu am 30.6.24 beim Jazz Open Air im Erlanger E-Werk Gelegenheit.
CD: 12,99€
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Bei uns im Haus: Der Lauschgoldengel
Mathias Thurau ist ausgewiesener Spezialist in Sachen Plattenspieler und allem, was dazu gehört. Jeden Mittwoch und Freitag von 14:00 bis 18:00 Uhr ist er hier und steht mit Rat und Tat zur Seite. Die Plattenspieler sind natürlich immer vor Ort.
Bei der Suche nach der richtigen Anlage für nachhaltige Musik empfehlen wir die kompetente Beratung von:
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