wenn ihr das hier lest, bin ich schon fast auf dem Weg nach Heidelberg (keine Sorge, der Laden ist natürlich offen und fachmännisch besetzt), um eine meiner Lieblingsbands - Lake Street Dive - endlich live erleben zu können. Die Tickets dafür habe ich vor fast einem Jahr gekauft, was sehr gut war, denn dieses Konzert ist inzwischen ausverkauft. Ähnliches gilt übrigens für Teile der tollen Konzerte an der Erlanger Wöhrmühle. Warum erzähle ich euch das? Damit ihr los geht und euch Tickets für Konzerte, die ihr gerne sehen wollt, bald im Vorverkauf kauft. Denn manches ist eben schnell ausverkauft, aber anderes ist auch äußerst schwer planbar und möglichst viele, möglichst bald gekaufte Tickets geben Veranstalter*innen und Musiker*innen Sicherheit. Das ist gut. So werden weniger Konzerte wegen zu wenig verkaufter Tickets abgesagt.
Für unsere Empfehlungen hier in Freitag ist Musiktag braucht ihr allerdings gar keinen Vorverkauf. Wir haben sie hier und eurem Musikgenuss steht außer einem kurzen Besuch in eurem Lieblingsplattenladen nichts mehr im Weg,
beste Grüße und ein musikalisches Wochenende
Peter Bongartz mit Peter "Point" Gruner & Christoph Mautz
PS: Während dieser Newsletter entsteht, ist die Liste mit den Veröffentlichungen zum diesjährigen Record Store Day erschienen. Checkt sie auf der deutschen Seite des RSD und gebt uns Bescheid, was ihr gerne hättet.
Black Flower "Kinetic"
Die kinetische Energie der belgischen Ethio-Jazzer wirkt bewusstseinserweiternd
Black Flower ist die Band, die man auflegt, wenn man sich an allem anderen satt gehört hat. Seit gut 10 Jahren bewegen sich die Belgier an den Außenrändern unseres musikalischen Weltbilds, tauchen tief ein in die mystischen Harmonien und hypnotischen Grooves des Ethio-Jazz, immer bereit durch die Pforten des Bewusstseins in neue, unbekannte Welten zu schreiten. Auch auf ihrem neuen, sechsten Album "Kinetic" irrlichtern Orgel, Saxophon und Cornet mit archaischen Flöten um die Wette, während Schlagzeug und Bass verschachtelte Jazz-Funk-Rhythmen zaubern, die an uralte Stammesrituale denken lassen. Beim einzigen Gesangsstück des Albums erfahren wir von Gastsängerin Meskerem Mees, worum es hier eigentlich geht: Eine Alternative zum selbstzerstörerischen "Monkey System" unserer Zeit, die musikalische Erschaffung einer Welt, in der Gemeinschaft und Zusammenhalt mehr gilt, als kurzsichtiges Gewinnstreben. Black Flower schlagen eine Brücke zwischen der fernsten Vergangenheit und der Zukunft, ihr herrlich abgedrehter Afro-Psychedelic-Jazz kitzelt Regionen des Gehirns, von dem denen man gar nicht wusste, dass sie existieren.
Okay, das 12. Album "12" zu nennen, ist nicht sonderlich originell. Die Musik schon. White Demin aus Austin, Texas, sind eine jener Bands, die viel zu musikalisch und zu neugierig sind, um sich auf eine Stilrichtung festzulegen. Weswegen der schwammige Begriff "Alternativ Pop" für ihre Musik wohl der einzig passende ist. Mastermind James Petralli hat eine ganz Armada von Freundinnen und Freunden um sich geschart, die sich aufführen wie eine glückliche Kinderhorde auf dem Spielplatz. Der Opener "Light On" klingt entfernt nach den weltmusikalischen Experimenten von Paul Simon oder David Byrne und illustriert sehr schön den offenen Geist von White Demins Songs: Seventies-Pop, Funk, Soul, Folk, Rock'n'Roll, Afrobeat, Jazz – es gibt fast nichts, was in diesen cleveren, griffigen Miniaturen keinen Niederschlag findet. Und erstaunlicherweise wirkt das Album trotzdem aus einem Guss, dem fokussierten Songwriting sei Dank. "12" ist ein knallbuntes, farbig arrangiertes, immer überraschendes Indie-Pop-Album mit einer erstaunlich positiven Grundstimmung: Alles geht, nichts ist unmöglich. Heutzutage ein fast schon revolutionärer Gedanke.
CD: 19,99€
LP: 29,99€
Mary Chapin Carpenter "Looking For The Thread"
Amerikanischer und schottischer Folk in innigster Umarmung
Eigentlich wollte sich die US-amerikanische Folk- und Countrymusikerin Mary Chapin Carpenter nur ein wenig Unterstützung von den schottischen Singer/Songwriterinnen Julie Fowlis und Karine Polwart für ihr nächstes Album holen, doch letztlich ist eine gleichberechtigte Kooperation daraus geworden. Die 10 Songs auf "Looking for the threat" stammen zu etwa gleichen Teilen von Carpenter, Fowlis und Polwart – was angesichts des homogenen Sounds durchaus überraschend ist. Gleich der Eröffnungssong "Gràdh Geal Mo Chridhe" verweist mit seinem keltischen Charakter und dem gälischen Text geradewegs nach Schottland und Julie Fowlis Whistle gibt nicht nur diesem Song einen Flair, den man leicht als "irisch" missdeuten könnte. Carpenters "A heart that never closes" ist hingegen klassische Americana, ein Song, der auch gut ins Repertoire von Bonny Light Horseman passen würde. Kein Wunder: Josh Kaufman fungiert auf "Looking for the threat" nicht nur als Sessionmusiker, sondern auch als Produzent. Sein warmer, anschmiegsamer Sound steht diesen wunderschönen Balladen auf der Schnittstelle zwischen American- und Scottish-Folk ganz ausgezeichnet. Schön, wie es die Musik doch immer wieder schafft, verschiedene musikalische Traditionen nahtlos zu vermählen.
Ein Tribut an Miles Davis ist immer ein gewagtes Unterfangen. Wie will man den Geist des großen, vielleicht größten Jazz-Innovators des 20. Jahrhunderts einfangen, ein Mann, der nie still stand und an sentimentaler Rückschau nie das geringste Interesse hatte? Auffallend an "Kind of Miles", der neuen Doppel-CD von Paolo Fresu, ist erstmal die Auswahl der Stücke: CD 1 beinhaltet hauptsächlich Klassiker der Fünfziger Jahre wie "It never entered my mind" oder "Round Midnight" – allerdings kein einziges Stück aus Davis' eigener Feder und somit auch keines aus dem ultra-erfolgreichen Meisterwerk "Kind of Blue", auf welches der Titel eindeutig anspielt. Fresu orientiert sich hier mit stilsicherer Eleganz am melancholischen, gedämpften Balladen-Ton, mit dem Miles Davis bis heute noch hauptsächlich assoziiert wird. Die Band spielt diese Stücke auf zurückhaltende Weise, vermeidet es aber schon aufgrund der Besetzung, wie das klassische Miles-Davis-Quintett klingen zu wollen. Sehr smooth, sehr sophisticated. CD 2 widmet sich hingegen dem elektrischen Miles der späten 1960er bis 80er Jahre – wobei außer Cindy Laupers "Time after Time" hier ausschließlich eigenes Material von Fresu und seiner Band gespielt wird. Tatsächlich geht es bei diesen freien, groove-orientierten Jams darum, den Spirit bahnbrechender Alben wie "In a silent way" oder "Bitches Brew" aufzugreifen und eigenständig zu interpretieren. Das gelingt Fresu und seiner höchst kreiativen Band ganz vorzüglich: Die Musik lebt, vibriert und atmet. Und verbreitet jenen mythischen Vibe, den auch Davis beste Aufnahmen auszeichnen. Was Miles wohl dazu sagen würde? Der wäre mit Sicherheit schon wieder ganz woanders...
CD: 27,99€
Film "Zucchero - Sugar Fornaciari "
Über das Leben und die Musik des italienischen Musikers
Ein intimes und spannendes Porträt, das einen Tag nach dem Geburtstag des Stars/Sängers herauskommt, erzählt mit Zuccheros Worten und denen von Kollegen und Freunden wie U2-Leadsänger Bono, Sting, Brian May, Paul Young, Luciano Pavarotti, Andrea Bocelli, Salmo, Roberto Baggio, Jack Savoretti, Don Was, Randy Jackson uvm.
Das Leben von „Zucchero“ Sugar Fornaciari ist eine Explosion von Widersprüchen: er füllt riesige Stadien, tritt gemeinsam mit den Topstars der Musikwelt auf, aber erlebt auch die Mühsal und Härte des emilianischen Landlebens in den 1950er und 1960er Jahren in Italien. Doch gerade aus solchen Widersprüchen entstehen die schönsten Geschichten. Geschichten wie die seine.
Der Film ist eine musikalische und mit vielen privaten Details gefüllte Reise in die Seele des italienischen Meisters des Blues, Souls und Rock’n Rolls: „Zucchero“. Das Porträt eines Ausnahmekünstlers, das auch dank der Bilder aus Zuccheros Privatarchiv und von der “World Wild Tour”, seiner letzten triumphalen Welttournee, weit über das Biopic eines erfolgreichen Musikers hinaus geht. So ergründet der Film auch die Zweifel und Zerbrechlichkeiten des Menschen Zucchero. Ein Mann, der sich nicht immer in der Lage sieht, den Teufel in sich zu bekämpfen und sich stattdessen entschieden hat, sich mit ihm zu vergnügen.
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Bei uns im Haus: Der Lauschgoldengel
Mathias Thurau ist ausgewiesener Spezialist in Sachen Plattenspieler und allem, was dazu gehört. Jeden Mittwoch und Freitag von 14:00 bis 18:00 Uhr ist er hier und steht mit Rat und Tat zur Seite. Die Plattenspieler sind natürlich immer vor Ort.
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