Das kriminelle Orchester aus Montreal hat seinen Namen nicht umsonst gewählt: Hauchen sie dem jüdischen „Gangster-Sound“ der 1920er Jahre doch mit ihren vibrierenden, vielsprachigen Eigenkompositionen („Originali“) neues Leben ein. Mit Schlagzeug, Kontrabass, Akkordeon, Posaune, Saxophon, Klarinette, Trompete, Flöte, E-Gitarre, Bouzouki, Geige, singender Säge, Orgel und der charismatischen Stimme von Sängerin Gisele Claudia Webber schaffen die zehn Musikerinnen und Musiker einen wilden, brodelnden, düster-diabolischen Sound, der sich bei Klezmer, Balkanfolk oder Rembetiko genauso hemmungslos bedient wie bei Musette, Zirkusmusik, Jazz und Surfrock. Die meist auf jiddisch gesungenen Geschichten drehen sich oft um Gewalt und Unterdrückung, wobei sich die Seiten von „Unterwelt“ und „Oberwelt“ auch einfach mal umdrehen können: Da bringt ein Fabrik-Boss in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Sheriff seine indigenen mexikanischen Arbeiter mal eben ins Kitchen, nur weil sei ein Sit-In wegen ausbleibender Lohnzahlungen veranstaltet haben. In Keynemsland wird ein friedliebender Gitarrist zum Kriegsdienst eingezogen – und macht fortan mit seiner MG Musik. Die Aktualität der Story macht den Song um so eindringlicher. Wem es zu anstrengend ist, sich mit den Inhalten der Lieder auseinanderzusetzen, der bekommt von den Kanadiern immer noch eine satte Packung hochvirtuoser, tanzbarer und atmosphärischer jiddischer Musik, bei der die Grenzen zwischen Gestern und heute nahtlos verschwimmen. |
